Abhandlung über

Spontane Phasenübergänge des Magikons

unter Einfluß starker magischer Wechselfelder

im Rahmen der Prüfung zum Magister an der Akademie der arkanen Künste zu Gutingy

zur Vorlage vor dem Prüfungskollegium der Akademie der arkanen Künste zu Gutingy

verfaßt von Fostero Forent,

Adept der Gilde des Silbernen Mondes, im Jahre 998

 

Erstens.

Die Möglichkeit von Phasenübergängen des Magikons; deren Prozeß.

 

Vor dem Hintergrund klassischer Erzählungen über Magie mag es wundernehmen, daß das Magikon (hier verstanden als eine beliebig spezifizierte, manifeste Arkanstruktur) überhaupt "Phasenübergänge" vollzieht.

Viele Magier klassischer Schulen schreiben dem Magikon ja unverlierbare Wesenseigenschaften zu; es handle sich bei einer bestimmten Arkanstruktur um "Feuermagie", deren Schwingungen seien so und so strukturiert, weil das Element eben so sei, und daran sei auch nichts zu ändern, es sei denn, man gebe "andere Magie" hinzu, wird der lernbegierige Geist zuweilen unaufgefordert belehrt. Nun sind ohne die Annahme von "Phasenübergängen" des Magikons bestimmte magische Ereignisse nicht erklärbar, insbesondere strukturelle Veränderungen des Magikons wie der Umschlag einer auf die Stabilisierung der Integrität eines Hauses im Ganzen gerichteten Arkanstruktur, die dann gemauerte Backsteinwände in massive Granitwände umwandelt, also vor allem in Gestalt transformativer magischer Schwingungen wirksam wird, erfordern die Vorstellung, daß zumindest der Schwingungs-Zustand des Magikons nicht-intentional verursachten Veränderungen ausgesetzt ist.

Dagegen mag eingewandt werden, Magiere, die solche Erfahrungen gemacht haben, hätten schlicht eine falsche Symbologie zugrundegelegt, die Kongruenz von Wortsinn und geistiger Konstruktion nicht so recht hinbekommen oder der erstrebte Effekt sei aufgrund einer anderweitig mißglückten Ausführung verfehlt worden. Dies bedeutet jedoch, daß entweder

1) von Anfang an der Schwingungscharakter und –zustand des Magikons ein anderer gewesen sein muß als beabsichtigt oder daß

2) ein Fall von "Überdeterminierung" vorliegt. "Überdeterminierung" meint, daß die auf Ausformung einer präformierten Arkanstruktur zielenden Symbole mit ihrer je eigenen Bedeutungsvielfalt die Präformation des Magikons unterspülen, überfluten und schließlich in sich auflösen. Zur Begründung der ersten Variante, die Phasenübergänge und ähnliche Annahmen überflüssig machen soll, fabulieren Magi der Klassik gerne ein tieferliegendes "Wesen" einer arkanen Entität herbei, das eben nicht gleich beobachtbar in der Erscheinungsform "ankommt". Das, was sich vor dem "Ankommen" des "Wesens" in der Erscheinungsform abspielt, ist mit dieser Ansicht theoretisch überhaupt nicht konstruierbar und verbleibt in einem beliebig-diffusen Raum der Mystik. Darum gehört diese "Theorie" dahin, wo sie hergekommen ist, nämlich in die dunkle Unwissenheitskiste des bornierten Traditionalismus.

Die zweite Variante hingegen, die Überdeterminierung, ist eine Fallgruppe der "Phasenübergänge". An dieser Fallgruppe soll im weiteren die Konzeption von "Phasenübergängen" des Magikons entwickelt werden.

Phasenübergänge des Magikons definiere ich dazu vorläufig als Umschläge der spezifischen Schwingungsanordnung einer manifesten Arkanstruktur, jedoch nicht eines gesamten regionalen Wahrnehmungsausschnittes des Flux.

Warum also kann die Schwingungsanordnung einiger manifester Arkanstrukturen umschlagen?

Eine klassische Antwort auf diese Frage formuliert Medeus Landor in "Grundlegung zur Metaphysik der magischen Künste", 849: "Die merkurianische Natur des Flux drückt sich in der widersprüchlichen Potentialität des Magikons aus. Die Möglichkeiten der Verkehrung seiner Schwingungsformen in ihr Negativum und des Übertritts in einen Höheren Grad der Komplexität oder Subtilität sind dem Magikon schon bei seiner Gestaltwerdung eingeschrieben." Durch den großzügigen Rückgriff auf das Ableitungsmuster der expressiven Kausalität gelingt es Medeus zwar, ein sehr harmonisches Bild von Phasenübergängen zu zeichnen und mit der "Natur des Flux" einen Grund dafür anzugeben. Wer nicht nur den Klang der Theorie belauschen, sondern sich die Möglichkeiten der Phasenübergänge des Magikons erschließen will, erfährt darüber wenig im ersten und vor allem Falsches im zweiten zitierten Satz. Zunächst werden drei Formen von Phasenübergängen richtig, aber wenig aufschlußreich spezifiziert, dann wird behauptet, deren Möglichkeit sei "dem Magikon schon bei seiner Gestaltwerdung eingeschrieben". Das könnte richtig heißen, daß bei keinem Magikon Phasenübergänge grundsätzlich ausgeschlossen sind, meint aber, daß die konkreten Formen von Phasenübergängen durch Eigenschaften des Magikons determiniert sind.

Bei einer Überdeterminierung des Magikons wird dieses aber nicht nur durch externe Einflüsse zum Phasenübergang angeregt. Vielmehr stehen das Magikon mit seinen Eigenschaften und das vielgestaltige arkansymbolische Bedeutungsfeld zueinander in einer Relation, in der jedes der beiden für die jeweils konkrete Form des anderen zu einem beliebigen Zeitpunkt konstitutiv ist.

Damit kann auch erklärt werden, daß es häufig nicht möglich ist, zwischen der Phasenschwingung des Magikons nach dem Phasenübergang und der vorherigen (ohne Bezugnahme auf externe Faktoren) einen sinnvollen Zusammenhang herzustellen. Es handelt sich, wenn man die benannte Relation wechselseitig konstitutiver Faktoren des Phasenübergangsprozesses annimmt, aber nicht um ein völlig kontingentes Ereignis. Die fortschreitende wechselseitige Veränderung von Magikon und Feld kann in einer spezifischen Logik wie folgt konstruiert werden:

 

Erster Abschnitt: Herausbildung des Magikons

Zunächst gewinnt – wie auch immer verursacht – ein gewisser Teil des magischen Flux gegenüber diesem selbständige Form. Das bedeutet nichts anderes, als daß er den Bereich derjenigen Schwingungsanordnungen, Dichten, Turbulenzen, mechanischen Regularitäten und spontanen Wirkungsformen verläßt, der aufgespannt ist durch die jeweilige quadimensionale Erscheinungsform, die spezifische regionale Struktur und durch weitere Mechaniken, die am betreffenden Ort im Flux wirken. Diese selbständige Form kann beliebig spezifiziert sein, weil bereits eine Spezifizierung irgendeiner Art die jeweilige Arkanstruktur von der Fluxumgebung abhebt. Die Spezifizierung besteht schlicht in einer bestimmten Einschränkung der lokalen Fluxpotentialität. Manifeste Arkanstruktur wird der behandelte Gegenstand durch den Übergang vom bloßen Vorkonstrukt eines Teils der im lokalen Flux eröffneten Optionen zur abweichenden Struktur, die aus der Fluxumgebung hervortritt. In concreto wird ein Magikon meistens durch eine intentionale arkane Operation herausgebildet.

 

Zweiter Abschnitt: Die Ausformung des Magikons

Das Magikon kann sich aber nicht ohne weiteres als selbständige Arkanstruktur gegenüber dem Flux stabilisieren; der noch weite Bereich der Potentialitäten des Magikons in dieser Phase erlaubt eine starke Interaktion mit dem umgebenden Fluxfeld, welche wiederum die unvollkommenen Spezifizierungen des Magikons aufzulösen droht – eine Dynamik, die zur Reintegration des Magikons in die Fluxumgebung und damit zu seinem Verschwinden drängt. Dieser Dynamik müssen also äußere Einflüsse entgegenwirken, die das Magikon weiter ausformen. Dabei befindet sich das Magikon in einem Zustand labiler Identität, der es externen Einflüssen erlaubt, seine fragmentarischen Formelemente anzutasten und umzuformen. Diejenigen Elemente des arkansymbolischen Bedeutungsfeldes, die sich gegenüber den anderen als die strukturierenden durchsetzen können, verstärken die ihnen entsprechenden Schwingungspotentiale des Magikons. Zugleich werden im fortschreitenden Prozeß der Ausformung des Magikons die vor allem den "verschwindenden" Potentialen korrespondierenden Elemente des arkansymbolischen Bedeutungsfeldes von dem Prozeß wechselseitiger Bestimmung entkoppelt.

Phasenübergänge können dabei auftreten, wenn zwei oder mehrere der potentiellen Schwingungsanordnungen des Magikons miteinander verschmolzen werden oder ihre Koexistenz möglich wird oder eins oder mehrere durch die externen Einflüsse ihre Gestalt verändern. Dann kommt es nicht zu einer linearen Formkonkretisierung des Magikons, in der aus den zunächst einander quasi überlagernden Schwingungsanordnungen sich eine einzige durchsetzt. Die Schwingungsvarianz des Magikons wird durch eine außerhalb ihrer originären Potentialitäten liegende Schwingungsanordnung ersetzt.

m weiteren bezeichne ich solche Phasenübergänge als nicht-lineare Überdeterminierungen. Durch die exakte Anwendung einer Formel als Matrix kann dieser Abschnitt in gewisser Weise übersprungen werden, weil in einer solchen Formel die konkrete Schwingungsanordnung, die das Magikon einnehmen soll, bereits fixiert ist.

 

Dritter Abschnitt: Feldeinflüsse auf ein ausgeformtes Magikon

Wenn das Magikon eine bestimmte Schwingungsanordnung eingenommen hat, ist es immer noch der Einwirkung umgebender Felder ausgesetzt. Zwar wirken die vorangegangenen Prozesse von linearer Formkonkretisierung oder Überdeterminierung auf die Feld-Magikon-Relation harmonisierend; dennoch kann das Feld auch durch dritte Agenten beeinflußt werden (vorzugsweise durch einen Magier). Dadurch entsteht auch in diesem Abschnitt die Möglichkeit von Phasenübergängen. Das arkansymbolische Bedeutungsfeld kann umgeordnet werden und dadurch erneut die Schwingungsanordnung beeinflussen. Elemente des Bedeutungsfeldes, die der Schwingungsanordnung des Magikons korrespondieren, können dieses sympathetisch antasten und es mit den übrigen Elementen des neugeordneten Bedeutungsfeldes verknüpfen; dabei kann das Magikon in andere Schwingungszustände und –anordnungen übergehen. Diese Phasenübergänge nenne ich im weiteren transformierende Phasenübergänge.

 

Zweitens.

Der Begriff der Spontaneität; dessen Zweck in einer Konstruktion

arkaner Metaphysik.

Einige Phasenübergänge, darüber ist sich der Teil der communitas magicae einig, der über derlei Dinge Wichtiges zu sagen zu haben glaubt, spielen sich spontan ab. Was damit allerdings gemeint ist, darüber herrscht einige Begriffsverwirrung. So sprechen einzelne Autoren immer dann von "spontaner Transformation" oder "spontanen Phasenübergängen", wenn sie keinen intentionalen Urheber benennen können. Einige andere Magiere reden von Spontaneität, wenn ein Phasenübergang sprunghaft und unvorhergesehen auftritt. Mit dieser Definition von "spontanen Phasenübergängen" können auch wieder nur die intentional verursachten Phasenübergänge aus dem Kreis der zu betrachtenden ausgeschlossen werden. Manche collegii definieren Spontaneität in Abgrenzung zu mechanischer Kausalität: Die Verursachung von Ereignissen hat die Form einer "Notwendigkeit mit Lücken". Viele Ereignisse sind notwendig mit anderen verknüpft und ergeben sich mechanisch aus den voraufgegangenen Ereignissen; diese Ereignisse bezeichne ich als mechanisch verursacht. Einigen Ereignissen kann aber keine sie bedingende Mechanik zugeschrieben werden; diese Ereignisse gelten als spontan verursacht (sofern sie nicht auf einen intentionalen oder kreativen Urheber zurückgehen). Andere Ereignisse können nicht vollständig mit mechanischer Verursachung erklärt werden. Allerdings ist es in den meisten Fällen durchaus möglich, daß diejenigen Mechaniken, die zu einem Ereignis führen, schlicht noch nicht vollständig erschlossen sind, so daß einige als spontan verursacht klassifizierte Ereignisse durchaus mechanisch bedingt sein können. Dabei gibt es in der Magie aufgrund des pansphärischen Charakters des Flux zum einen Fälle pansphärischer Mechanik, in denen mechanische Eigenschaften einer Ereignisverursachung sich einer einfach-quadimensionalen Betrachtung entziehen. Zum anderen gibt es Bedingungen, unter denen gewisse spontane Ereignisse leichter auftreten können als unter anderen; feste Regularitäten sind jedoch nicht zu gewinnen. Wir wissen also nicht, ob es Spontaneität in der Welt gibt, ob die Weltenmechaniken vielleicht reale Wahrscheinlichkeit enthalten oder einige selbst in der komplexesten entwickelten magischen Metalogik nicht konstruierbare reflexive oder gar kontradiktive Mechaniken. Gleichzeitig wissen wir aber auch nicht, ob die Mechaniken, mit denen wir arbeiten, unabhängig von uns existieren. Deshalb werden Begriffe wie "Mechanik", Spontaneität" und "Intentionalität" hier auch nicht gebraucht, um irgendwelche objektiven Realitäten wiederzugeben, sondern um ein Feld verstreuter Elemente durch Differenzierung zu organisieren. Wir brauchen ein geeignetes Instrumentarium, um den Punkt zu bestimmen, an dem wir ansetzen müssen, um die Welt aus ihren Angeln zu heben, eben weil dieser Punkt nicht bereits existiert.

Spontaneität wird in diesem Sinne postuliert als diejenige Form der Ereignisverursachung, in der kein externer intentionaler oder kreativer Agent und keine mechanische Kausalität notwendige oder hinreichende Bedingungen für das Eintreten des Ereignisses setzen. Die Angabe begünstigender Bedingungen ist für einzelne, aber nicht für alle spontanen Ereignisse möglich. Dies ermöglicht sowohl das Operieren mit verschiedenen Formen der Verursachung, insbesondere die Konstruktion von Mechanik, als auch das sukzessive Verständnis der verschiedenen (objektiv-realen oder von unzulänglicher Erkenntnis bisher nicht spezifizierten) "Lücken in der Notwendigkeit".

Einfach-quadimensionale Spontaneität wird dem Gegenstand, an dem sie beobachtet wird, als unvermittelte Auswirkung seiner selbst zugeschrieben. Im Gegensatz zu intentionalen Handlungen drückt sich aber in spontanen Ereignissen nicht die Natur einer Entität aus, sondern sie können gerade nicht aus dieser Natur erklärt werden.

Pansphärische Spontaneität wird entsprechend dem vorher Gesagten vorläufig nur in Abgrenzung gegen mechanische Kausalität denjenigen Ereignissen zugeschrieben, die in den "Lücken der Notwendigkeit" der pansphärischen Mechanik ihre Ursache haben. Ob diese pansphärisch verursachten Ereignisse intentional, kreativ oder in noch unbekannten mechanischen Verursachungsformen herbeigeführt werden, ist der quadimensional geordneten Betrachtung nämlich regelmäßig gleichermaßen verborgen.

Spontan sind demnach diejenigen Phasenübergänge des Magikons, die als einfach-quadimensional und nicht-mechanisch, nicht-intentional und nicht-kreativ oder als pansphärisch und nicht-mechanisch verursacht verstanden werden müssen. Für nicht-lineare Überdeterminierungen des Magikons können keine notwendigen oder hinreichenden Bedingungen angegeben werden, unter denen Phasenübergänge dieser Art eintreten; aus den Mechaniken solcher Vorgänge ist weder der Zeitpunkt eines Phasenübergangs noch dessen Ergebnis vorherzusagen, noch kann angegeben werden, unter welchen Bedingungen sich stets oder mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit eine Überdeterminierung des Magikons mechanisch ergibt. Intentionale Überdeterminierungen sind dagegen möglich und bekannt. Kreative Überdeterminierungen treten nur in dem Sonderfall auf, daß die Varianz der Potentialitäten eines arkansymbolischen Bedeutungsfeldes über den Bereich der Potentialitäten der jeweiligen quadimensionalen Fluxausprägung hinaus erweitert wird. In diesem Fall ist es aber nicht sinnvoll, von einem Phasenübergang des Magikons zu sprechen, weil vielmehr eine Veränderung der Fluxumgebung herbeigeführt wurde, neben der der ebenfalls eingetretene Phasenübergang des Magikons zum bloßen unbedeutenden Nebeneffekt gerät. Also ist eine einfach-quadimensionale nicht-lineare Überdeterminierung immer dann spontan, wenn kein intentionaler Agent sie verursacht, also durch eine ordnende Einwirkung auf das arkansymbolische Bedeutungsfeld herbeigeführt hat.

Einige pansphärisch verursachte Überdeterminierungen können dagegen auch als mechanische beschrieben werden; das arkansymbolische Bedeutungsfeld hat in anderen Quadimensionen andere Verknüpfungen und Konnotationen, steht aber zu den entsprechenden extraquadimensionalen Bedeutungsfeldern nicht in einem Verhältnis der Äußerlichkeit. Unter den Bedingungen von Quadimensionalüberlagerungen treten Überdeterminierungen durch die überschneidende und gleichzeitige Einwirkung der verschiedenen, aber "verwandten" Bedeutungsfelder auf. Die jeweiligen Quadimensionalstrukturen der einzelnen arkansymbolischen Bedeutungsfelder ordnen die Spezifizierung des Feldes, das mit dem Magikon in Wechselwirkung steht, zuverlässig in einer bestimmten Weise. Das Ergebnis eines solchen Phasenübergangs des Magikons ergibt sich mechanisch aus den Bedingungen der Quadimensionalüberlagerung und der Art der Überschneidung der verschiedenen arkansymbolischen Bedeutungsfelder. Spontan sind pansphärisch verursachte Überdeterminierungen des Magikons also dann, wenn sie nicht durch eine Quadimensionalüberlagerung verursacht wurden. Einfach-quadimensionale transformierende Phasenübergänge des Magikons sind wie nicht-lineare Überdeterminierungen nicht als mechanisch oder kreativ verursacht zu beschreiben. Pansphärische, mechanisch verursachte transformierende Phasenübergänge gibt es aber nicht; bei Quadimensionalüberlagerungen ist das bereits auf eine bestimmte Schwingungsanordnung festgelegte Magikon nicht mehr hinreichend durch die Einwirkung extraquadimensionaler Bedeutungsfelder beeinflußbar, um eine Mechanik wie bei der nicht-linearen Überdeterminierung zuzulassen. Deshalb sind pansphärische transformierende Phasenübergänge zunächst allgemein als spontan zu bezeichnen.

Lineare Formkonkretisierungen des Magikons spielen sich nicht spontan ab; der Prozeß, in dem sich eine einzelne der sich zunächst überlagernden Schwingungsanordnungen durchsetzt, läßt sich stets mit mechanischen und intentionalen Ursachen erklären.

 

Drittens.

Eine typologische Konstruktion der Dynamik spontaner Phasenübergänge unter dem Einfluß magischer Wechselfelder.

 

Wenn von spontanen Phasenübergängen des Magikons unter Einfluß magischer Wechselfelder die Rede ist, muß auch erklärt werden, um welche Arten von "Wechselfeldern" es sich dabei handelt. Im engeren Sinne ist ein magisches "Wechselfeld" ein reflexiv-mutatives Feld, in dessen Mechanik Kräfte dominieren, die auf die Umwandlung der magischen Eigenschaften des Feldes selbst und derjenigen Arkanstrukturen hinwirken, welche mit dem Feld in Berührung geraten. Daneben werden aber – zum Teil durchaus richtig - auch noch andere magische Phänomene als Wechselfelder bezeichnet. Quadimensionalüberlagerungen gelten dann zu Recht als magische Wechselfelder, wenn sie in der Lage sind, die quadimensionale Ausprägung des Flux in ihrem Bereich so stark zu beeinflussen, daß einzelne Arkanstrukturen ihre Gestalt über den Rahmen ihrer Potentialität hinaus verändern. Auch einigen quadimensionalen, vor allem starken magischen Feldern ist eine so hochvariante Potentialität zu eigen, daß sie die Integrität manifester Arkanstrukturen unter Druck setzen, deren Charakter verändern oder sie sogar mit sich verschmelzen können. Auch diese kann man angemessen als Wechselfelder bezeichnen. Miteinander gemein haben diese Wechselfelder, daß einige magische Entitäten in ihnen Veränderungen ihrer Schwingungszustände und auch ihrer Schwingungspotentiale ausgesetzt sind. Das gilt aber auch für jedes arkansymbolische Bedeutungsfeld, das mit einem Magikon in einem Prozeß der Überdeterminierung in Wechselwirkung tritt. Auch Felder, in deren Schwingungszustand schlicht die charakteristischen Schwingungsanordnungen der Wandlungsmagie überwiegen, kann man dann unter den Begriff der Wechselfelder subsumieren.

In ihrer dynamischen Mechanik unterscheiden sich die verschiedenen Wechselfelder allerdings deutlich. Der Fall des arkansymbolischen Bedeutungsfeldes, also eines "Wechselfeldes", das an der Überdeterminierung des Magikons teilhat, zeigt anschaulich, daß mehrere einander überlagernde Wechselfelder keine Seltenheit sind. Für ein arkansymbolisches Bedeutungsfeld kann bei einer Überdeterminierung des Magikons keine mechanische Verursachung konstruiert werden; der Magikon-Bedeutungsfeld-Komplex kann aber unter dem Einfluß eines weiteren, mechanischen Wechselfeldes stehen. Die spontane Dynamik des "inneren" Wechselfeldes durchbricht teilweise die mechanischen Abläufe des "äußeren", sofern dieses solche aufweist. Ein reflexiv-mutatives Wechselfeld kann man durchaus, entgegen unverständigen Ansichten, als eine, wenn auch komplexe, Mechanik beschreiben. Die jeweiligen Selbstveränderungen der Feldstruktur sind dabei wieder notwendige und hinreichende Bedingungen für die folgenden Veränderungen. Ein solches Feld ist eine begünstigende Bedingung für eine Überdeterminierung des Magikons; durch das häufige Umschlagen des "äußeren" Feldes ordnet sich das arkansymbolische Bedeutungsfeld ständig neu. Dadurch verläuft der Prozeß der wechselseitigen Beeinflussung von Magikon und Bedeutungsfeld weniger kontrollierbar; nicht nur die unterschiedlichen Bedeutungsfragmente unterspülen das präformierte Magikon, sondern auch das reflexiv-mutative Feld untergräbt immer aufs neue die Einschränkungen der Variabilität des Magikons. Durch die ständigen Veränderungen des arkansymbolischen Bedeutungsfeldes gewinnt dieses einerseits gegenüber dem Magikon ein gewisses Übergewicht und verliert andererseits diesen Einfluß wieder an das "äußere" Wechselfeld.

Das reflexiv-mutative Feld wirkt dem Umschlagen des Magikons in einen einzelnen Schwingungszustand entgegen; gleichzeitig verhindert es aber durch die beständige Umformung von Bedeutungsfeld und Magikon dessen Wiederauflösung in der lokalen Fluxumgebung. Der spontane Phasenübergang des Magikons unter solchen Bedingungen verläuft oft heftig und sprunghaft, weil dies eine Spontaneität unter Druck ist, unter einem Druck, der zwar nicht das Ergebnis determiniert, aber doch dem Prozeß des spontanen Phasenübergangs von Sekunde zu Sekunde gegensätzliche Varianten ermöglicht. Quadimensionalüberlagerungen verursachen keine spontanen Überdeterminierungen des Magikons.

Starke magische Felder mit hochvarianter Potentialität treten in dem Prozeß der spontanen Überdeterminierung eines Magikons häufig in eine besondere Wechselwirkung: Sie werden ähnlich wie das Magikon durch das arkansymbolische Bedeutungsfeld beeinflußt; im hochvarianten Feld verändern sich häufig die Verhältnisse zwischen den verschiedenen Potentialitäten. Durch den Einfluß des arkansymbolischen Bedeutungsfeldes bildet das hochvariante Feld ähnliche Rekombinationen von einzelnen (im hochvarianten Feld vorhandenen) Schwingungsanordnungen wie das Magikon. Dabei kann es zu einer Harmonisierung der beiden Felder und des Magikons kommen. Wenn diese mit einem spontanen Phasenübergang zusammenfällt, erfolgt in der Regel eine vehemente Verstärkung des Magikons. Weil aber neben der Beeinflussung des hochvarianten "äußeren" Feldes auch eine starke Beeinflussung des Magikons durch dieses Feld eintritt, verliert das arkansymbolische Bedeutungsfeld – üblicherweise das Medium der Steuerung durch den Magus – einen großen Teil seines Gewichts. Die Elemente des Bedeutungsfeldes korrespondieren nämlich immer nur einem deutlich kleineren Teil der Schwingungspotentiale eines hochvarianten Feldes als es beim Magikon der Fall ist.

Schlichte wandlungsmagische Felder haben kaum Einfluß auf den Prozeß der Überdeterminierung, sofern es sich nicht um starke Felder handelt. Schwächere wandlungsmagische Felder beschleunigen meist nur den Prozeß der Überdeterminierung, weil sie die wechselseitige Umwandlung von Magikon und Bedeutungsfeld verstärken und wirken in geringem Maße begünstigend für einen möglichen spontanen Phasenübergang. Stärkere wandlungsmagische Felder dagegen forcieren die Überdeterminierung so enorm, daß auch ansonsten extrem unwahrscheinliche Phasenübergänge unter ihrem Einfluß häufig auftreten. Das Ergebnis solcher Phasenübergänge ist völlig kontingent; das starke Wechselfeld ermöglicht eine immer neue Veränderung der jeweils entstandenen Positionen von Bedeutungsfeld und Magikon auch in gegenläufiger Richtung. Der spontane Phasenübergang selbst steht ebenfalls unter dem Einfluß des Wandlungsfeldes; zuweilen treten mehrere Phasenübergänge nacheinander auf. Der zweite und jeder weitere Phasenübergang gehören aber zur Gruppe der transformierenden Phasenübergänge; bei ihnen sind die Dynamik und die Variabilität gegenüber einer durch ein starkes Wandlungsfeld beeinflußten Überdeterminierung deutlich zurückgenommen, denn das einmal spezifizierte Magikon schlägt nicht mehr so leicht um wie sein offeneres Vorkonstrukt. Dies gilt auch für spontane transformierende Phasenübergänge unter dem Einfluß reflexiv-mutativer Felder.

Unter dem Einfluß von Quadimensionalüberlagerungen können sich transformierende Phasenübergänge allerdings deutlich vehementer und tiefgreifender abspielen. Das ausgeformte Magikon ist zum einen wieder stärker von der Wiederauflösung in der Fluxumgebung bedroht, weil es selbst zwei oder mehr quadimensionale Ausprägungen zu vereinbaren gedrängt ist (wie die lokale Fluxumgebung) und sich dabei in seiner Form wieder der Umgebung annähert. Zum anderen begünstigt die Annahme der unterschiedlichen und teilweise unverträglichen quadimensionalen Ausprägungen pansphärische Spontaneität und setzt die Integrität der Arkanstruktur unter Druck.

Einfache starke Felder mit hochvarianter Potentialität begünstigen spontane transformierende Phasenübergänge nicht, eher stabilisieren sie das ausgeformte Magikon ein wenig, weil innerhalb ihrer Schwingungspotentialitäten meist einige mit der Form des Magikons harmonierende Schwingungsanordnungen enthalten sind und ihr eigenes häufiges Umschlagen keinen dynamischen Gegensatz zu der Schwingungsanordnung des Magikons entstehen läßt.

 

Viertens.

Die Bedeutung spontaner Phasenübergänge für die praktische

Arkanologie.

 

Die Bedeutung spontaner Phasenübergänge für die praktische Arkanologie liegt vor allem in ihrer Rolle in der Quadimensionalforschung und in den Optionen, die sie der Metamagie eröffnen.

Spontane Phasenübergänge unter den Bedingungen einer Quadimensionalüberlagerung ermöglichen Erkenntnisse über die Beschaffenheit anderer Quadimensionen. Das Magikon nimmt bei solchen spontanen Umschlägen oft die Form einer anderen quadimensionalen Fluxausprägung an, häufig auch Formen, die Elemente unterschiedlicher quadimensionaler Ausprägungen des Flux so kombinieren, daß sie mit verschiedenen Quadimensionalstrukturen harmonieren. Eine systematische Untersuchung der Ergebnisse solcher Phasenübergänge kann darüber Aufschluß geben, welche Erfordernisse die Versetzung einer Entität, insbesondere einer arkanen, in den quadimensionalen Zustand bestimmter anderer Ebenen mit sich bringt.

Spontane Überdeterminierungen in starken magischen Feldern mit hochvarianter Potentialität sind vor allem wegen ihrer energetischen Effekte von Bedeutung für die arkanologische Metamagie. Die Experimente mit diesem Phänomen könnten, wenn auch die Erkenntnisse über die Erstellung der hochvarianten Felder voranschreitet, bald die Voraussetzungen für eine systematische Nutzung spontaner Überdeterminierungen im hochvarianten Feld schaffen.

Einfluß auf die Ergebnisse spontaner Überdeterminierungen kann vor allem über das arkansymbolische Bedeutungsfeld, aber auch über die Einwirkung auf andere umgebende Felder gewonnen werden.

Zur Auflösung oder Umwandlung eines unerwünschten Magikons eignen sich spontane Phasenübergänge, vor allem die nicht-lineare Überdeterminierung im Wechselfeld.