Über die Wichtigkeit der expliziten Formulierung und Ausführung von Schutzkreisen in der pandimensionalen Konvoktation.

 

Die pandimensionale Konvoktation ist eine der schwierigsten magischen Künste, vielleicht die Schwierigste. Der Ausführende muß genauestens mit der Materie vertraut sein und darf sich niemals eine Unachtsamkeit erlauben. Denn in der pandimensionalen Arbeit haben wir den einzigartigen Fall, daß nicht die stets gleiche, strengen Gesetzen folgende Materia Magica Grundlage für kreatives Schaffen und Erfolg ist, sondern daß der Ausführende einem anderen Bewußtsein gegenübersteht - einem Bewußtsein, daß wild, ungezügelt und meist bösartig agiert und reagiert. Anders als die Geister und Elementare der uns heimischen Ebene, verhalten sich die Entitäten dieser Dimensionen nicht nach einem bestimmten Muster. Man kann ihre Absichten nur selten genau feststellen, meist kann man sie nicht mal erraten. Das Geschwätz von Scharlatanen und Jahrmarktsgauklern die behaupten, eines oder gar mehrere solcher Wesen unter ihrer festen Kontrolle zu haben, hat sich nach unseren Forschungen entweder als Betrug oder als Wahnsinn herausgestellt.

Die sicherste Möglichkeit, sich den Attacken solcher Wesen zu entziehen ist es, gar nicht erst in den Dimensionen herumzupfuschen. Natürlich steht uns als forschenden Geistern diese Alternative nicht zur Verfügung. Was kann man also tun, um mit so gemeingefährlichen und hinterlistigen Wesen umzugehen, ohne dabei sich selbst oder seiner Umwelt Schaden zuzufügen?

Ohne zu tief in die Dämonologie eintauchen zu wollen, muß man doch folgende Dinge über Dämonen sagen: Dämonen sind die Bewohner anderer Dimensionen, die durch ein von uns geöffnetes Tor fast grundsätzlich als Erste und meist auch Einzige Einlaß in unsere Dimension suchen. Es wird nur sehr, sehr selten von Besuchern aus anderen Dimensionen berichtet, die sich durch Freundlichkeit, Güte oder Harmlosigkeit auszeichneten. Warum das so ist, ist ein tiefer Exkurs in die Dämonologie und würde hier zu weit führen. Dämonen sind immer bösartig. Sie versuchen stets, durch Gewalt oder List, dem Zugriff ihrer Beschwörer zu entkommen. Ihre Eigenarten und Fähigkeiten variieren sehr stark - auch ihre Schwächen. Ganz sicher kann man nur eins sagen: die einzige Schwäche, die wirklich allen Dämonen innewohnt, ist die Fremdartigkeit zu unserer Dimension. Dies ist der einzige wirklich verlässliche Punkt, auf den sich ein Beschwörer in seiner Arbeit stützen kann. Und mit dieser Tatsache muß man arbeiten, um sich und die Allgemeinheit vor Gefahren zu schützen.

Aus der just erklärten Situation kann der Beschwörer zweierlei Vorteile ziehen:

1. Er kann ohne großen eigenen Kraftaufwand ein offenes Tor in eine andere Dimension schließen. Hierbei hilft ihm das Gleichgewicht der Natur, das sich mit großer Gewalt selbst wiederherzustellen sucht. Das bedeutet, daß ein Dämon, der sich nicht gänzlich aus dem Tor zu lösen vermag, immer in Gefahr schwebt, in seine eigene Dimension zurückgeschleudert zu werden.

2. Ein Dämon, der sich sozusagen durch die Gnade des Beschwörers in unserer Dimension aufhält, muß sich den Gesetzen dieser Dimension beugen. Er unterliegt dabei nicht unbedingt unseren allgemeinen Naturgesetzen, wohl aber den Gesetzen, die wir zur Bedingung seines Erscheinens gemacht haben.

Und in diesen Punkten liegt die Macht, die wir über Dämonen haben: Wir können durch geschickte Formulierungen Gesetze aufstellen, die uns die Kontrolle über ihn ermöglichen und wir haben die Möglichkeit, ihn schnell zu entsorgen, wenn er diese Bedingungen brechen will.

Wie nun diese Bedingungen sicher und anwendbar formulieren?

Seit Jahrhunderten hat sich bei der pandimensionalen Konvoktation der Zirkel, der Beschwörungskreis bewährt. Ob die alte Sage wahr ist, daß es ein Kreis sein müsse, der das Tor darstellt, damit der Dämon sich nicht in einer Ecke verstecken oder festhalten kann, sei dahingestellt. Auf jeden Fall ist es eine gepflegte Tradition und hat einen weiteren Vorteil: der Kreis kann in Notfällen mit einer Schnur, einem Nagel und einem Stück Kreide einfach, schnell und korrekt wiedergegeben werden, was bei anderen Figuren nicht möglich ist. Und die Richtigkeit solcher sogenannten Kleinigkeiten können lebenswichtig sein!

Neben der Form des Tores ist natürlich noch wichtiger, wem es Einlaß gewährt. Am sichersten ist es, wenn man den Namen eines Dämons kennt und ihn gleichsam als Schlüssel angeben kann. Gemeint ist natürlich nicht der Wahre Name eines Dämons, denn dieser verleiht bekannterweise die absolute Macht über ihn, sondern der Rufname, der ihn klassifiziert.

"Der Name soll die Schwelle sein" sprach einst die große Sesam Graufuchs und hatte damit vollkommen recht. Es verleiht uns große Sicherheit, den Namen eines Dämons zu kennen. Auf diese Weise können wir sichergehen, daß nur er die Schwelle zu dieser Dimension überschreiten kann. Außerdem können wir über einen uns bekannten Dämon Informationen sammeln und verwerten, so daß der Kontakt mit ihm und der Nutzen, den wir aus ihm ziehen können, immer sicherer und einfacher wird. Einige der weniger gerissenen Kollegen werden jetzt vielleicht verstehen, warum die Namen und Siegel von bekannten und erforschten Dämonen zusammen mit den wertvollsten Folianten versteckt und geschützt werden.

Oft ist es aber nicht möglich, genau zu bestimmen was sich zeigen oder erscheinen wird, und hier ist dann umso wichtiger, die Schutzkreise möglichst dicht und lückenlos anzulegen. Es gibt drei verschiedene Kreise mit unterschiedlichen Aufgaben in der Beschwörung.

Der Schutzkreis vor Dämonen schützt den Zaubernden vor dem Zugriff vor Dämonen - nicht nur vor dem Beschworenen, sondern vor allen, die mit ihrer Macht nicht den Kreis durchbrechen können. Dieser Kreis ist der letzte, direkte Schutz, den der Beschwörer vor dem oder den Dämonen hat. Er wird, da er allgemeine Wirkungen hat, fast immer gleich angelegt - und zwar nicht um das Tor, sondern um den Zaubernden selbst. Man kann diese Schutzkreis auch um beliebige andere Personen oder Orte legen und die Anwendung von perpetualen, also andauernden Schutzkreisen vor Dämonen ist sehr gängig.

Der Beschwörungszirkel ist das Tor selbst. Ihn zu aktivieren, das Tor also zu öffnen, kostet eine große Menge Energie, da man gegen das Gleichgewicht der Natur arbeiten muß. Es ist geschickt, das Tor sehr klein zu gestalten, es also mit wenig Energie zu versorgen, denn oftmals drängen Dämonen mit ziemlicher Wucht in unsere Sphäre ein und erleichtern uns so die Arbeit - wenn sie nicht wissen, daß sie absichtlich beschworen werden. Dann zeigen sie sich meist sehr zögerlich, da sie ahnen, was ihnen bevorsteht. Hier bleiben dann zwei Möglichkeiten. Entweder hat man mit dem (bekannten) Dämon einen Handel ausgemacht, der ihn verpflichtet, zu erscheinen, oder man zwingt ihn mit einem sphärenübergreifenden Befehl zu sich. Letzteres ist ungeheuer anstrengend und wird nur selten praktiziert.

Für Beschwörungszirkel und Schutzkreise vor Dämonen gibt es in der einschlägigen Literatur viele erfolgreiche Beisspiele. Beide haben gemeinsam, daß sie nicht eigentlich mit dem Dämon arbeiten, sondern mit der ihn umgebenden Sphäre - der unseren. Bei der Beschwörung ist meist nur das Öffnen der Realitätswände nötig, besonders, wenn es sich nicht um eine adressierte Beschwörung handelt. Bei dem Schutzzirkel wird eine Überreaktion des natürlichen Gleichgewichts ausgelöst und die Abstoßung des Dämons durch unsere Sphäre quasi in einer allergischen Reaktion hervorgerufen. Obwohl beide Techniken relativ leicht erlernt werden können, sollte man sie nicht unterbewerten und schlampig ausführen! Sowohl das Tor als auch besonders der Schutzkreis müssen bei der Konvoktation ebenso sorgfältig vorbereitet werden, wie der Bannkreis.

Der Bannkreis ist der Kreis, der direkt um das Tor gelegt ist. Er verhindert ein Durchbrechen des Dämons in unsere Sphäre.

Dieser Kreis ist der wirksamste Schutz und das wichtigste Werkzeug in der Arbeit mit Dämonen. Durch ihn bestimmen wir die Bedingungen, denen ein Dämon in unserer Sphäre unterworfen ist und die er erfüllen muß, um in seine Dimension zurückzukehren. Denn genau das will er meistens tun, wenn er entdeckt, daß das Tor sozusagen eine Falle war. Eine Beschwörung ohne einen Bannkreis durchzuführen, ist zwar möglich, aber wesentlich anstrengender und riskanter. Hierbei muß jeder einzelne Befehl unter Anwendung von Magie ausgesprochen werden, um den Dämon direkt zu zwingen. Solche Beschwörungen werden meist nur in Notsituationen oder unter Zeitdruck durchgeführt. Bei der Formulierung des Bannkreises muß der Beschwörer genauestens vorgehen und darf sich nicht den geringsten Fehler erlauben. Wenn der Kreis nämlich zusammenbricht, steht der Dämon frei in unserer Sphäre und kann sich entsprechend fortbewegen - meist wesentlich schneller, als man ihn verfolgen könnte. Das gefährdet zwar nicht unbedingt den Beschwörer, der in einem Schutzkreis steht, wohl aber seine Umwelt. Das dieses unter allen Umständen zu vermeiden ist, muß wohl nicht extra gesagt werden.

Man unterscheidet zweierlei Bannkreise: den fesselnden oder bindenden Kreis und den knechtenden oder zwingenden Kreis.

Beim fesselnden Kreis versagt man dem Dämon lediglich die Rückkehr in seine Dimension sowie den Eintritt in unsere. Zwischen den Dimensionen zu schweben, scheint für Ebenenwesen noch unangenehmer zu sein, als sich in unserer Dimension aufhalten zu müssen. Dieser Kreis stellt eine gute Basis dar, um entweder durch magische Befehle zu arbeiten, oder um sich auf eine Verhandlung mit dem Dämon einzulassen. Diesen Kreis zu formulieren ist relativ einfach.

Der Knechtende Kreis ist schwieriger zu formulieren, aber auch sicherer. Wie eine Schlinge, die nur auf eine Weise gelöst werden kann, zieht sich eine solche Formel um den Dämon. Die einzige Weise, wie er sie lösen kann, ist die formulierte Bedingung getreu zu erfüllen.

Beide Kreise müssen mit sehr hoher magischer Energie erfüllt sein, damit sie ein Dämon nicht durch einfache Antimagie brechen kann. Dies ist besonders dann wichtig, wenn der Dämon und damit seine Macht nicht bekannt sind.

Zur Formulierung des Bannkreises:

Man unterscheidet zwei Sparten der Formulierung: die inhaltliche und die symbolische. Unter der inhaltlichen Formulierung stellt man sich die eigentliche Wortwahl vor, mit der man den Dämon zu den gewünschten Ausführungen zwingt. Sie muß sehr genau durchdacht sein, da Dämonen sehr gerissen sind, was die Erfüllung solcher Aufträge mit schlechtmöglichstem Ausgang anbelangt. Die symbolische Formulierung ist aber nicht weniger wichtig, denn es ist ein Irrtum zu glauben, daß alle Dämone unserer Sprache mächtig sind. Außerdem dauert die Formulierung eines normalen Satzes eine gewisse Zeit, und bei der spitzfindigen Genauigkeit, mit der man bei Dämonen formulieren muß, kann das Lesen einer solchen Formel sehr viel Zeit in Anspruch nehmen. In dieser Zeit aber wird der Dämon nur durch reine magische Energie gehalten. Eine solche Situation verbraucht vielzuviel Energie, als das man es sich erlauben könnte, tatsächlich mit Worten zu formulieren. Manche der Gilden und Institute lehren aber tatsächlich noch die wörtliche Anwendung, was meines Erachtens mit Fug und Recht als völlig veraltet gelten darf. In den vergangenen Jahrhunderten gab es in der Silbermondgilde viele Versuche, symbolische Formulierungen zu finden, die einfach zu kreieren waren und ihren Inhalt sofort vermittelten. Großen Erfolg hatten wir in der Findung des sogenannten Dämonensiegels. Diese Zeichen beschreiben genau und ohne Fehler die Identität eines bestimmten Dämons. Anders als bei der namentlichen Formulierung die bei Namen wie XXrachhrtretat wohl als schwierig bezeichnet werden dürfen, braucht ein Dämonensiegel nicht annähernd so genau formuliert zu werden wie der Name. Die Diagramme des Siegels stellen die Identität des Dämons genauso fest wie es ein Siegelstempel eines Adeligen tut: der Inhalt ist wichtiger als die Form. Es gibt Hunderte Abbildungen des Wappens einer Adelsfamilie und keine ist formal absolut gleich - inhaltlich aber sagen sie alle genau das Gleiche aus und beschreiben somit die Identität dieser Familie bei allen zeichnerischen Ungenauigkeiten einwandfrei.

Mit Hilfe dieses Siegel gelingt es uns, einen zu beschwörenden Dämon eindeutig zu adressieren, was einen enormen Anstieg der Sicherheit bedeutet. Es gibt aber auch allgemeinere Siegel, die Dämonen mit bestimmten Eigenschaften oder von bestimmter Macht beschreiben. Auch dies ist für die Sicherheit und den Erfolg der Konvoktation von entscheidender Bedeutung.

Bis vor wenigen Jahren aber stellte es sich als scheinbar unlösbares Problem dar, die Bedingungen und Befehle im Bannkreis einfach und sicher zu symbolisieren. Alle, die sich eingehender mit der pandimensionalen Konvoktation beschäftigt haben, dürften die gigantischen, hochkomplizierten Zirkel kennen, mit denen unsere Lehrmeister und deren Vorgänger gearbeitet haben. Die Zeichenlisten der Konvoktation füllen meterweise die Regale unserer Archive. Sie alle sind funktional einwandfrei, aber die Syntax und Grammatik dieser Kryptogramme ist so hochkompliziert. daß es nur wenige Spezialisten gibt, die sie tatsächlich anwenden können, ohne Nachschlagewerke zu benutzen.

Der Silbermondgilde der Magier ist es aber vor einiger Zeit gelungen, eine Symbolisierung zu entwickeln, die sicher und einfach anzuwenden ist. Unsere Vorstellung war es, eine Lösung zu finden, die nicht wie die Kryptogramme in unendlichen Schleifen von Bedingungen angelegt werden muß, sondern bei der die inhaltliche Formulierung sogleich und direkt in Symbolik niedergeschrieben werden kann. Dazu waren Jahre aufwendiger Forschung nötig und die Kollegen werden verstehen, daß ich die tatsächlichen Inhalte dieser Symbolisierung nicht an Gildenfremde weitergeben kann. Selbstverständlich ist jeder willkommen, Mitglied der Silbermondgilde zu werden und somit vollkommen rechtmäßig in diese Symbolik eingeweiht zu werden.

Nun aber zu einigen praktischen Beispielen der Konvoktation. Der Schutzkreis des großen Beschwörers Thespis da Silva ist ein Standard zum Schutz vor niederen Dämonen und praktisch unzerstörbar, wenn auch sehr energieaufwendig:

Lug und Trug teuschen nicht

alles hat seyn eignes Licht.

Dainer Strahlen Scheyn

soll´n mein Gither sein.

Mit des Spigels Pracht

strahlst Du in die Nacht.

Und die Mächte der Natur

verbannen dise Kreatur !

Mit der ersten Doppelzeile erkennt er die Aura des Dämons und damit seine Macht und wie er sie brechen kann. In der zweiten Doppelzeile - und das ist das eigentlich Geniale dieser einfachen Formel - verwendet er die Energie der dämonischen Aura selbst, um sich vor dem Dämon zu schützen. So geht er sicher, das nicht nur die Stärke des Gitters ausreicht, sondern daß auch die Frequenzen dieser Aura korrekt wiedergegeben werden - sicherer kann man sich vor dem Zugriff eines Dämons nicht schützen. Die zurückgeworfenen Strahlen dienen mit der dritten Doppelzeile dazu, die abstoßende Wucht des Weltengleichgewichtes herbeizuführen. Er löst sozusagen eine allergische Reaktion aus, indem er die Aura des Dämons nicht nur ablenkt, sondern auch gezielt auf die Anwesenheit dieses Fremdkörpers hinweist. Mit der letzten Doppelzeile überläßt er es in fast druidischer Weise den Kräften der Materia magica, die Abstoßung zu vollenden. So spart er für die Abstoßung des Dämons eigene Energie. Da die Ablenkung einer aggressiven Aura aber unglaublich viel Energie kostet, funktioniert dieser Zirkel nur bei niedrigen Dämonen. Weil diese Formel eine direkte Kopplung eigener magischer Energien an den Spruch verlangt, steigen die Kosten für die Brechung der dämonischen Aura proportional mit deren Stärke - was zu einem Ausbrennen der eigenen Energie führen kann, wenn der Dämon zu stark ist. Außerdem sind höhere Dämonen oft in der Lage, die natürliche Abstoßung der Sphäre selbst zurückzuhalten; bei ihnen wirkt die Abstoßung also nicht oder nur schwach. Trotzdem stellt die da Silva´sche Formel ein frühes Juwel der Schutzkreise dar, besonders wenn man sie an den richtigen Stellen einzusetzen weiß.

Der selbe da Silva hat auch eine der schönsten Torformeln entwickelt, die die Konvoktation kennt. In ihrer Einfachheit und Klarheit ist sie wohl unübertroffen:

Keyl, Keyl in die Welten

Keyl, Keyl thut sie spelten!

Nicht nur, daß sie einfach und schnell zu formulieren ist, in ihrer klaren Form entsprach sie auch den damaligen poetischen Anforderungen an eine Stanze in der Minne. Eine Eigenart, die den vielbegabten da Silva auch unter Philologen berühmt machte.

Die inhaltliche Formulierung von Bannkreisen ist wie gesagt sehr schwierig. Hier können daher nur ein paar der einfachsten Regeln der Formulierung dargelegt werden.

Man muß immer absolut eindeutig sein. Jeder Auftrag muß so formuliert sein, daß er ganz erfüllt werden muß, aber nicht übererfüllt werden kann. Klassischerweise stellt man sich daher eine Liste mit den Fragen und passenden Antworten zusammen, um eine korrekte Formulierung zu finden. Als Beispiel sei der Auftrag genommen, einen bestimmten Ring mit einem grünen Stein aus einer versunkenen Fregatte zu holen. Das der Name und möglichst der genaue Standort derselben bekannt sein muß, ist wohl logisch. Hilfreich ist hier auch, wenn man ein Wrackstück besitzt, welches der Dämon als Identifikationshilfe benutzen kann. Er kann auf diese Weise die astrale Identität der Fregatte zweifelsfrei bestimmen. Auch der Ring muß so eindeutig wie möglich identifiziert sein. Außerdem natürlich der Ort, wo er hingebracht werden soll - in diesem Fall zum Beschwörer. Hier nun eine Liste, die diese Angaben enthält:

1.Was soll passieren? Der Beschwörer möchte den besagten Ring, der Befehl lautet also "Bringe

mir"

2.Was will ich erhalten? Den Ring von Lady Agatha mit dem Smaragd

3.Woher soll es geholt werden? Aus der Fregatte mit Namen Golddrachen, von der Du ein Stück erhalten hast

und die im Eismeer 34 Meilen südsüdwestlich von Tarn liegt

Der formulierte Auftrag lautet also: "Bringe mir den Ring von Lady Agatha mit dem Smaragd aus der Fregatte mit Namen Golddrachen, von der Du ein Stück erhalten hast und die im Eismeer 34 Meilen südsüdwestlich von Tarn liegt"

Der Beschwörer, der diesen Auftrag so formuliert hätte, wäre wahrscheinlich sofort tot gewesen - erschlagen von dem Wrack einer Fregatte, die sich über ihm materialisiert hätte. Im besten Fall hätte er sein Leben lang warten müssen - es ist keine zeitliche Bedingung an den Auftrag geknüpft, und da der Auftrag erfüllt ist, wenn der Dämon irgendwann mal in der fernen Zukunft die Fregatte oder den Ring bringt, darf er in seine Dimension zurückkehren. Es gibt noch Hunderte von anderen Möglichkeiten, die obige Formulierung zu hinterlaufen. Ein Beispiel für eine möglichst lückenlose Formulierung ist:

"Lege unverzüglich auf meine Hand nur den Ring von Lady Agatha mit dem Smaragd, den ich kenne und an den ich denke aus der Fregatte mit Namen Golddrachen, von der ein Stück vor Dir liegt und die im Eismeer ungefähr 34 Meilen südsüdwestlich von Tarn liegt, ohne dabei mir oder der Welt Schaden zuzufügen. Dann sei Dir die Rückkehr in Deine Dimension erlaubt und befohlen!"

Man sieht, wie komplex die Formulierung eines solchen Auftrages sein muß, um die Risiken möglichst klein zu halten. Ergo lohnt sich der Einsatz solcher Mittel nur bei sonst nicht oder schwieriger zu lösenden Aufgaben. Die pandimensionale Konvoktation ist also unser Mittel, in schwierigen Situationen eine ansonsten unmögliche Lösung herbeizuführen. Niemals darf sie Spielzeug korrupter Wahnsinniger oder Waffe in der Hand von unverständigen Kriegsherren sein!

Möge das Licht des Silbernen Mondes Euren Weg erhellen.

Serdenius Beregrecht, Magister für Dämonologie

gegeben zu Gratenfels im Jahre 996 MZ